
Anfang März 2024 fand an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management erstmals das Symposium "Nachhaltigkeit" statt, das renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ausgewiesene Praktikerinnen und Praktiker aus dem Finanzsektor zusammenbrachte, um den Austausch über nachhaltige Kreditwirtschaft und die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in verschiedene Bereiche zu fördern.
Diese wegweisende Veranstaltungsreihe, organisiert von der Forschungsstelle Nachhaltigkeit, schuf ein einzigartiges Forum für den Austausch von innovativen Ideen, Best Practices und die Vernetzung von Nachhaltigkeitsverantwortlichen aus der Branche. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den Herausforderungen und Lösungsansätzen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe, wobei der Blick über den Tellerrand durch wissenschaftliche Erkenntnisse angeregt wurde.
Die Herausforderungen der Bankenwelt im Fokus
Prof. Dr. Breuer, Leiterin der Forschungsstelle Nachhaltigkeit, und Prof. Dr. Schulz, Inhaberin der Professur für Bankenregulierung, machten in ihrem Einführungsvortrag deutlich, dass Banken sich aktiv mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen müssen. Dabei wurde die Bedeutung von freiwilligen Selbstverpflichtungen und strengeren regulatorischen Anforderungen betont. Ein Blick auf die Rolle der Bankenaufsicht, den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und die Berücksichtigung von ESG-Risiken bildete den Auftakt zur Diskussion über die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten.
Klimastresstests und ihre Auswirkungen auf das Kreditvergabeverhalten
Der international renommierte Forscher Prof. Klaus Schaeck, Ph.D. von der University of Bristol lieferte wissenschaftliche und aufsichtsrechtliche Einblicke in Klimastresstests bei Banken. Seine empirischen Studien zeigen, wie Banken nach solchen Tests ihr Kreditengagement gegenüber kohlenstoffintensiven Kunden zu höheren Zinssätzen ausweiten. Die Ergebnisse legten jedoch auch offen, dass die betroffenen Unternehmen weder ihre Emissionen direkt reduzierten noch ihre Beziehungen zu umweltschädlichen Lieferanten beendeten. Darüber hinaus beleuchtete er die Auswirkungen von Hitzewellen auf die Profitabilität von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Demnach können sich steigende Temperaturen über höhere Energiekosten und sinkende Produktivität der Unternehmen (in)direkt auf Banken auswirken. Vor allem kleinere Institute seien aufgrund geringerer Diversifikationsmöglichkeiten stärker betroffen.
Risikomanagement im Zeichen der Nachhaltigkeit
Dr. Johannes Voit, Gruppenleiter Nachhaltigkeitsmanagement beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), hielt einen spannenden Vortrag über die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Risikomanagementprozesse von Sparkassen. Dabei betonte er die Wichtigkeit, Nachhaltigkeitsrisiken nicht isoliert zu betrachten, sondern als Einflussfaktoren auf bestehende Risikoarten zu verstehen. In praktischen Schritten zeigte er auf, wie diese Risiken in das operative, taktische und strategische Risikomanagement integriert werden können, wobei er insbesondere auf das Instrument der Szenarioanalyse einging.
CSRD: Nachhaltigkeitsberichte konform gestalten
Welche Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Kreditinstituten ergeben sich aus dem (doppelten) Wesentlichkeitsverständnis, das sowohl die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft als auch den Einfluss von Nachhaltigkeitsfaktoren auf den Unternehmenserfolg umfasst? Andrea Lück, geschäftsführende Gesellschafterin der kap N GmbH, stellte innovative Ansätze vor, wie Unternehmen diesen spezifischen Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) trotz bestehender Datenlücken gerecht werden können. Dabei betonte sie, wie wichtig die Einbeziehung wichtiger Stakeholder und deren Interessen ist, um Nachhaltigkeitsberichte CSRD-konform und transparent zu gestalten.
Einfluss der Finanzwelt auf Biodiversität
Wie Finanzierungsentscheidungen einen entscheidenden Einfluss auf Ökosysteme und Biodiversität ausüben können, erläuterte Prof. Dr. Claudia Breuer gemeinsam mit Dr. Klaus Krummrich, Leiter Wissenschaft und Sparkassengeschichte beim DSGV. Darüber hinaus stellten die Vortragenden internationale und EU-spezifische Bemühungen zum Erhalt der Biodiversität vor.
Ihr Vortrag bildete eine ideale Überleitung zur Keynote des bekannten deutschen Kriminalbiologen und Buchautors Dr. Mark Benecke über die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Biodiversität. Anhand empirischer Studien zu den Auswirkungen von Urwaldrodung, Klimaerwärmung, Massentierhaltung etc. erläuterte er sachlich und pointiert, welchen Einfluss diese Verhaltensweisen auf Treibhausgasemissionen und Landnutzung haben und letztlich die Biodiversität nachhaltig und irreversibel reduzieren. Seine eindrücklichen Beispiele verdeutlichten den Einfluss von Konsumverhalten und politischen Entscheidungen auf die Umwelt. In seinem Schlusswort betonte Dr. Benecke die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen und die Notwendigkeit, das eigene Verhalten zu überprüfen und Verantwortung zu übernehmen.
Das Symposium Nachhaltigkeit war zweifellos ein Meilenstein in der Symbiose von Wissenschaft und Praxis im Bereich der nachhaltigen Kreditwirtschaft. Die präsentierten Erkenntnisse und Lösungsansätze markieren einen wichtigen Schritt in Richtung einer verantwortungsbewussten Finanzwelt. Die Fortsetzung der wissenschaftlichen Veranstaltung in 2025 ist bereits terminiert: Save the Date für den 25. und 26. Februar 2025!
Die Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) ist eine private, staatlich anerkannte Fachhochschule mit Sitz in Bonn. Sie bietet Berufstätigen, Auszubildenden, Abiturientinnen und Abiturienten praxisorientierte Studien- und Weiterbildungsangebote, die auf die Übernahme anspruchsvoller Fach- und Führungsaufgaben in der (Finanz-)Wirtschaft vorbereiten. Vom Wissenschaftsrat erfolgreich institutionell reakkreditiert, erfüllt die HFM ihren Bildungs- und Forschungsauftrag mit dem Anspruch auf Exzellenz und Nachhaltigkeit. Sie fördert lebenslanges Lernen und steht im fachlichen Austausch mit Führungskräften insbesondere der Finanzwirtschaft. Diese Zusammenarbeit gewährleistet, dass die Studien- und Weiterbildungsinhalte den Anforderungen der Wirtschaft entsprechen: www.s-hochschule.de
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