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6 Fragen an Karolin Schriever...zum 2. Symposium Nachhaltigkeit

Frau Schriever, Sie haben sich in Ihrer Funktion als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV Nachhaltigkeit ganz oben auf Ihre Fahnen geschrieben. Wir freuen uns daher sehr, dass Sie auf dem 2. Symposium Nachhaltigkeit der HFM am 25. und 26. Februar 2025 in Bonn die Keynote halten werden.

Warum ist das Thema Nachhaltigkeit für den DSGV von so großer Bedeutung und welche Rolle spielt das Symposium in diesem Kontext?

Die Gesellschaft steht vor enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsender Ungleichheit. Deutschland, die deutsche Wirtschaft und damit auch die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe sind ein Teil dieser Gesellschaft und müssen ihren Beitrag zur Meisterung dieser Herausforderungen leisten. Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg von Unternehmen und Volkswirtschaften. Der DSGV als Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt und koordiniert zum einen die nachhaltige Transformation der Sparkassen, der Verbundunternehmen und letztendlich der gesamten Gruppe. Zum anderen führen wir auf zentraler Ebene zahlreiche Projekte durch, die unsere Institute noch besser befähigen, die Transformation ihrer Kunden partnerschaftlich und fachlich auf Augenhöhe zu begleiten.

Welche konkreten Initiativen verfolgt der DSGV aktuell, um Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu fördern?

Der DSGV leitet momentan eine Vielzahl von Projekten, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Das betrifft sowohl regulatorische als auch rein geschäftsstrategische Themengebiete. Letztere sind sogar besonders wichtig, denn die Chancen der Nachhaltigkeit ergreift man nicht mit der Umsetzung regulatorischer Maßnahmen, sondern mit Produkten, welche die Probleme der Kunden lösen. Als ich vor zwei Jahren im DSGV angefangen habe, gab es schon eine Reihe von Projekten und Initiativen. Mir war schnell klar, dass es eine zentrale Koordination all dieser Aktivitäten benötigt. Also quasi die Funktion, die ein oder eine Chief Sustainability Officer in größeren Kreditinstituten ausübt, eben nur auf Verbands- oder sogar auf Gruppenebene. Mit der Stabsstelle Nachhaltigkeit habe ich in diesem Jahr diese zentrale Einheit im DSGV geschaffen. Sie soll alle Nachhaltigkeitsaktivitäten synchronisieren, die Meinungsbildung in der Gruppe vorantreiben, strategische Entscheidungen vorbereiten und natürlich auch neue Themen und gesellschaftliche Entwicklungen identifizieren. Ich bin sehr froh, dass ich mit Ellen Weiland eine ausgewiesene Nachhaltigkeitsexpertin für die Leitung der Stabsstelle gewinnen konnte. Auch sie wird auf dem Symposium am 25. Februar zum Thema „Welchen Stellenwert hat das „S“ in ESG für die Nachhaltigkeitsleistung der Sparkassen?“ auftreten. 

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Schritte, die Finanzinstitute in den nächsten Jahren gehen müssen, um nachhaltiger zu werden?

Banken und Sparkassen müssen ihr Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten und Dienstleistungen weiter ausbauen. Dies umfasst nachhaltige Kapitalmarktprodukte, nachhaltige Kredite oder Projektfinanzierungen. Und dabei geht es nicht nur um grüne Produkte. Der Bedarf an Social Bonds oder Social Loans ist eigentlich noch viel größer, allerdings auch schwieriger zu konzipieren und zu managen. Daneben müssen alle Finanzdienstleister ihre Bemühungen zur Reduzierung des eigenen CO₂-Fußabdrucks intensivieren. Nicht zuletzt müssen Nachhaltigkeitsaspekte systematisch in alle Geschäftsprozesse und -entscheidungen integriert werden, insbesondere in die Kreditvergabe und Anlageberatung. Da sind wir in der Gruppe bereits auf sehr gutem Wege.

Welche Bedeutung hat die Forschungsstelle Nachhaltigkeit für das Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Gruppe und welche Impulse erhoffen Sie sich aus deren Arbeit?

Die wissenschaftliche Forschung im Bereich Nachhaltigkeit ist fundamental, um eine zukunftsfähige Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Sie treibt technologische Innovationen voran, die für eine nachhaltige Entwicklung unerlässlich sind und die HFM ist der wissenschaftliche Hort der Sparkassen-Finanzgruppe. Ich freue mich sehr, dass sich die Hochschule entschlossen hat, die Nachhaltigkeitsforschung mit einem eigenen Fachbereich bevorzugt zu fördern. Wenn es gelingt, die angewandte Forschung durch interdisziplinäre Ansätze voranzubringen, dann wird die Forschungsstelle einen wichtigen Beitrag zur Meisterung der komplexen Nachhaltigkeitsherausforderungen in der Sparkassen-Finanzgruppe leisten.

Was sind Ihre persönlichen Erwartungen an das 2. Symposium Nachhaltigkeit und auf welche Vorträge oder Diskussionen freuen Sie sich besonders?

Es ist ja kein Geheimnis, dass mir das „S“ in ESG viel bedeutet. Wir sind gut beraten, wenn wir uns als Sparkassen-Finanzgruppe intensiv mit den Themen soziale Teilhabe, finanzielle Bildung, Diversität und Inklusion beschäftigen. Das sind für uns keine regulatorischen Zwänge, sondern Teil unseres Selbstverständnisses – was nicht heißt, dass es für uns nichts zu tun gibt.
Insofern habe mich riesig gefreut, als ich vom Motto des 2. Symposiums gehört habe und sofort zugesagt, als die Leiterin der Forschungsstelle Prof. Claudia Breuer mich um eine Keynote bat. Der Zeitpunkt, sich wissenschaftlich mit dem Thema soziale Nachhaltigkeit zu beschäftigen, ist ideal. Und die Referentinnen und Referenten sind hochkarätig. Ich bin besonders gespannt auf den Vortrag von Prof. André Betzer über die Wirkungsmessung sozialer Projekte – ein Thema, was auch uns im DSGV gerade sehr intensiv beschäftigt. Ich freue mich aber auch sehr darauf, Yvonne Zwick, die Vorsitzende des Netzwerks für nachhaltiges Wirtschaften, wiederzutreffen. Sie wird über die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft vortragen. Auch hier liegt eine große Chance für Sparkassen, als Enabler und Lösungsfinder tätig zu werden. Die Sparkassen kennen die Unternehmen ihrer Region besonders gut und können regionale Kreisläufe konzipieren, organisieren und initiieren.  

Das Symposium legt den Schwerpunkt auf das "S" in ESG. Welche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit halten Sie für besonders relevant?

Da gibt es eine Reihe von sehr wichtigen Aspekten. Einige sind regulatorisch bereits adressiert. Dazu gehören unter anderem die Berücksichtigung der Arbeitnehmerbelange im eigenen Institut, aber auch in den Lieferketten, oder die sozialen Bedürfnisse unserer Kunden. Mir sind aber auch die sozialen Aspekte wichtig, die nicht durch die Regulatorik geregelt werden, aber die selbstverständlich zu unserer Arbeit dazugehören. Das sind zum Beispiel Themen wie soziale Teilhabe oder finanzielle Bildung. Warum sollte die soziale Verantwortung einer Sparkasse bei ihren Kundinnen und Kunden aufhören? Unser öffentlicher Auftrag bezieht sich auf alle Menschen im Geschäftsgebiet und nicht nur auf diejenigen, mit denen wir in einer geschäftlichen Beziehung stehen. Viele Sparkassen engagieren sich in ihren Regionen durch Förderungen, Spenden oder ehrenamtliche Tätigkeiten der Mitarbeitenden. Diese Förderung von Bildung, Kultur und sozialen Projekten trägt zur nachhaltigen Entwicklung der Region bei, auch wenn sie nicht von der Regulatorik erfasst wird.

Vielen Dank für Ihre Zeit. Wir freuen uns sehr, Sie am 25. Februar 2025 in Bonn begrüßen zu dürfen.

Das Interview führte Dr. Maik Grabau, Inhaber der Stiftungsprofessur für Nachhaltigkeit und Finanzmärkte I Stellvertretender Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit.